Der Weg zur Russland-Expertin führte Karin van Mourik über mehrere Stationen, die ihre heutige Vielseitigkeit begründen.
Während ihrer Tätigkeit als Dolmetscherin und Übersetzerin für Wirtschaftsunternehmen perfektionierte sie ihre Sprachkenntnisse in Russisch, Englisch und Französisch. Sie lernte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft kennen und baute ihr Netzwerk an Kontakten auf, das sie bis heute kontinuierlich erweitert.
Im zweiten Schritt spezialisierte sie sich als Beraterin und geschäftsführende Gesellschafterin auf die Schwerpunkte Gesundheitswesen und Medizintechnik.
Heute ist Karin van Mourik als engagierte Persönlichkeit und Unternehmerin vielfach ausgezeichnet - unter anderem mit der Ehrendoktorwürde der Staatlichen Medizinischen Universität der Republik Bashkortostan.
Professor V.I. Burakowskij
1983 war der berühmte Chirurg und Direktor des russischen Zentrums für Herz-Kreislauf-Chirurgie zu Besuch bei einem deutschen Medizingeräte-Hersteller. Ich durfte dolmetschen und hatte damals noch wenig Ahnung von Medizintechnik und ihrer Terminologie. Sehr aufgeregt und mit dem Wörterbuch in der Hand stand ich neben dem Mann mit den faszinierend großen Händen, von denen ich wusste, dass sie Neugeborene und sehr kleine Kinder mit angeborenen Herzfehlern unglaublich geschickt operierten. Er muss meine Nervosität gespürt haben, denn plötzlich lag eine dieser Hände auf meiner Schulter und seine ruhige Stimme sagte an mich gewandt: „Mädchen, mach dir nicht so viele Gedanken, das macht überhaupt nichts, übersetze einfach nur das, was ich sage.“ Mein Blick muss ziemlich fassungslos gewesen sein, denn: was macht eine Dolmetscherin sonst? Trotzdem hat er mit diesen entwaffnenden Worten den Bann gebrochen und heute weiß ich, dass diese Begegnung mit Professor Burakowskij entscheidend war für meine berufliche Zukunft als Unternehmerin im Bereich der medizinischen Geräteversorgung von russischen Krankenhäusern.
Jewgeni Chaldej
Als im Mai 1945 auf dem Berliner Reichstag die Flagge der Sowjetunion gehisst wurde, drückte Jewgenij Chaldej auf den Auslöser und machte ein Foto, das um die Welt ging. Noch heute gehört dieses Bild aus der Serie „Auf dem Berliner Reichstag, 2. Mai 1945“ zu den eindrücklichsten und berühmtesten Kriegsfotografien der Welt.
1995 jährte sich das Kriegende zum 50sten Mal. Aus diesem Anlass wollte ein Freund von mir Jewgenij Chaldej interviewen, um den Menschen hinter den berühmten Fotos vorzustellen – auch im Westen. Er bat mich um Hilfe beim Übersetzen und so trafen wir uns mit Jewgenij. Wie viele Stunden wir redend und betrachtend in seiner winzigen Moskauer Einzimmerwohnung verbrachten, weiß ich nicht mehr. Sein gesamtes Archiv, das aus tausenden von Fotos bestand, lagerte hier und das Badezimmer diente als Dunkelkammer. Aber Jewgenij Chaldej war nicht nur ein begnadeter Fotograf, sondern auch ein hinreißender Geschichten-Erzähler. Als TASS-Fotograf hatte er die Rote Armee vom ersten Tag seit dem deutschen Überfall bis zum Einmarsch in Berlin begleitet, wo er das weltberühmte Foto schoss. Er war ein wichtiger Zeitzeuge und wusste darüber hinaus vieles, was nicht in den Geschichtsbüchern steht. Ich bin sicher, dass Jewgenij Chaldej wesentlich zu meinem Verständnis der russischen Geschichte beigetragen hat.
Anastasija Zwetajewa
Von meiner Verehrung für die russische Dichterin Marina Zwetajewa wissen Besucher meiner Website bereits. Vielleicht wissen sie auch, dass Marina und ihre jüngere Schwester Anastasia als junge Mädchen zwei Jahre lang in einem Freiburger Internat lebten, weil ihre Mutter lungenkrank war und sich im Schwarzwald therapieren ließ. Es gab also eine Verbindung zwischen Freiburg und der russischen Familie der Dichterin, aber sie musste lange Zeit ruhen, weil keine Adresse ausfindig zu machen war. Als es schließlich doch gelang, besuchte ich im Auftrag des damaligen Freiburger Bürgermeisters Anastasija Zwetajewa in Russland, um Grüße der Stadt, Geschenke und einige notwendige Dinge des Lebens zu überbringen. Damals war Anastasija 99 Jahre alt und wechselte sofort ins Deutsche, als sie den Namen „Freiburg“ hörte. Sie lud mich in ihre winzige Wohnung ein, an deren Wänden gerahmte Fotos von Rilke, Pasternak und anderen Dichtern und Künstlern hingen, mit denen die Schwestern persönlich bekannt waren. Anastasija Zwetajewa war es, die mich an die Hand nahm und zu einem immer tiefer werdenden Verständnis der russischen Kultur führte.
Naina Jelzina
Meine erste Begegnung mit der Politik fand 1994 statt, als ich die Frau des damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin in Hamburg traf. Ich gehörte zu einer kleinen Gruppe von Medizingeräte-Herstellern, die von der russischen Botschaft zu einem Treffen mit Frau Jelzina eingeladen waren. Wir unternahmen alle zusammen eine Bootsfahrt und da ich die einzige war, die russisch sprach, hatte ich nicht nur die Möglichkeit, Frau Jelzina ein Gerät für die Versorgung von Notfallpatienten zu überreichen, sondern auch ein sehr persönliches Gespräch mit ihr zu führen. Wir unterhielten uns so leicht und unkompliziert, dass ich die Präsidentengattin vergaß und einfach mit Frau Jelzina sprach. Danach nahm ich mir vor, diese Leichtigkeit in der Kommunikation beizubehalten, wenn ich mit Menschen aus der Politik zusammen treffe. Denn von Frau Jelzina habe ich gelernt, dass auch Begegnungen auf dem politischen Parkett nichts anderes sind als Begegnungen zwischen Menschen.
2018
in Moskau erscheint ihr Buch „Perevod Russkogo“ beim Verlag EKSMO
(deutsch: „Übersetzung des Russischen – Tagebuch Fräulein Müller Frau Ivanov“)
2017
Wahl zur Generalsekretärin des Weltverbands der Unternehmerinnen FCEM (Femmes Chefs d’Entreprises Mondiales)
2016
Markteinführung eines großen chinesischen Herstellers für Cochlear Implantate auf den russischen Markt
2015
Verleihung zweier Auszeichnungen für ein nachhaltiges Engagement in Russland beim 1. Eurasischen Frauenforum in Sankt Petersburg: „Lebensbaum“ für ihren langjährigen Beitrag zur interkulturellen Verständigung und „Gesellschaftliche Anerkennung“ für ihr Engagement im Gesundheitswesen.
2012
Wahl zum Bundesvorstandsmitglied des Verbands deutscher Unternehmerinnen
2010
Markteinführung eines innovativen Hörsystems auf dem russischen Markt
2008
Verleihung der Ehrendoktorwürde der Staatlichen Medizinischen Universität der Republik Bashkortostan
2007
Gründerin und Präsidentin der russischen Stiftung „Die Welt Hören“
Ziele: Unterstützung der Nachbehandlung und Rehabilitation von Kindern mit Cochlear Implantaten in Russland
Seit 2003
Gründerin und CEO von „Van Mourik Medical“, Moskau
Van Mourik Medical vertreibt Hightechprodukte im Bereich implantierbarer Hörsysteme und Gesichtsprothetik in Russland.
Seit 2001
„Consulting Russland“ - Strategische und wirtschaftliche Unternehmensberatung für den Markteintritt in Russland, Schwerpunkt Gesundheitswesen und Medizintechnik
Seit 1993
Gründung ihres ersten Unternehmens in Moskau, das den russischen Markt mit den neuesten medizinischen Geräten und Krankenhauseinrichtungen in Russland und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion versorgt
1988-1993
Selbständige Unternehmensberaterin für westliche Unternehmen in der Sowjetunion
1984-1987
Exportsekretärin bei deutschem Medizingeräte-Hersteller
1982-1984
selbständige Dolmetscherin und Übersetzerin (Russisch) für Wirtschaftsunternehmen
1981
Eheschließung mit einem sowjetischen Staatsbürger in Leningrad
1974-1982
Studium Slavistik und Romanistik Freiburg